Diesen Batzen geben wir von Herzen gerne weiter
Die engagierten Frauen vom Lismerchränzli Rüegsbach im Emmental (BE) nehmen jeweils im Herbst an einem Markt teil und spenden anschliessend den Erlös aus dem Verkauf ihrer Handarbeiten für cerebral bewegungsbeeinträchtigte Menschen. Vreni Flückiger leitet das Lismerchränzli und erklärt, warum ihr dieses Engagement so am Herzen liegt.
Wie lange gibt es das Lismerchränzli schon?
Das Lismerchränzli gibt es schon sehr lange: Im Jahr 1984 wurde es von den Landfrauen Rüegsbach gegründet. Ich selber bin seit vielen Jahren Mitglied und habe vor 20 Jahren die Leitung übernommen. Handarbeiten haben mir immer viel Freude gemacht und mit gefällt es, gemeinsam mit den anderen Frauen unserer Gruppe zu werken. Wir treffen uns jeweils im Winterhalbjahr alle zwei Wochen bei mir zu Hause in Rüegsbach um gemeinsam zu arbeiten, zu plaudern und Zvieri zu essen.
Früher hatten wir mehr Mitglieder: Es waren jeweils acht bis zehn. Heute sind wir noch zu sechst, unsere älteste Teilnehmerin ist 86 Jahre alt. Wie bei vielen anderen Vereinen und Gruppierungen ist es auch bei uns leider so, dass wir langsam aber sicher aussterben. Handarbeiten sind heute leider nicht mehr so gefragt, jüngeren Frauen fehlt zudem oft die Zeit für solche Hobbies. Trotzdem herrscht bei uns keinesfalls Endzeitstimmung: Wir treffen uns, solange wir mögen, und haben immer eine gute Zeit miteinander. Was später kommt, wird sich zeigen.
Was für Handarbeiten entstehen bei den Treffen?
Bei uns wird längst nicht nur gestrickt. Jede von uns Frauen macht das, was Ihr am meisten Freude bereitet. Ich selbst nähe und sticke zum Beispiel sehr gerne, andere häkeln. Unser Angebot umfasst verschiedene Handarbeiten wie Wollsocken und Handschuhe, aber auch Pullover und Mützen, Küchentücher, Topflappen, Nuscheli für Babys und viele andere Sachen. Gerade habe ich zum Beispiel ein Stoffbüchlein für Kinder gemacht. Die einzelnen Seiten habe ich aus Stoffresten mit herzigen Motiven hergestellt und diese dann mit Ringen zu einer Art Buch zusammengefügt.
Wo werden die fertigen Handarbeiten verkauft?
Wir nehmen jeweils am ersten Samstag im November an einem Markt im Altersheim in Hasle-Rüegsau teil und verkaufen dort unsere Waren. Unser Lismerchränzli gehört dort längst fest zum Inventar und wir können uns jeweils nicht über mangelnde Nachfrage beklagen. Viele Kundinnen und Kunden schauen regelmässig alle Jahre an unserem Stand vorbei und man hat das Gefühl, dass einige extra warten, bis endlich wieder Markt ist und sie sich mit neuen Wollsocken und Geschenken für die bevorstehenden Weihnachtstage eindecken können. Der Markt in Hasle-Rüegsau gibt für uns Frauen vom Lismerchränzli allerhand zu tun – ich bin sehr froh, dass mir Marlise Wüthrich jeweils bei den Vorbereitungen und während dem Markt mit grossem Engagement zur Seite steht.
Wie ist die Idee entstanden, den Erlös aus dem Verkauf der Handarbeiten an die Stiftung Cerebral zu spenden?
Als ich damals die Gruppe übernahm, brachte ich diese Idee auf und die anderen Frauen waren sofort damit einverstanden. Uns ging es ja sowieso nie darum, mit unseren Handarbeiten möglichst viel Gewinn zu erwirtschaften, wir wollten lediglich die benötigten Wollknäuel und Stoffe etc. finanzieren können.
Die Stiftung Cerebral kannte ich schon vorher und habe ihre Arbeit für Menschen mit cerebralen Bewegungsbeeinträchtigungen immer sehr bewundert. Mein eigener Sohn kam vor 44 Jahren als Frühgeburt auf die Welt und ich weiss noch, wie gross unsere Sorgen waren, er könnte durch die frühe Geburt von einer Beeinträchtigung betroffen sein. Wir waren so unglaublich dankbar, dass das nicht so war. Andere Familien haben nicht so viel Glück, und deshalb war es mir wichtig, den Betroffenen meine Solidarität zu zeigen. Mit dem Verkauf am Herbstmarkt in Hasle-Rüegsau nehmen wir jeweils einen schönen Batzen ein, den wir von Herzen gerne weitergeben.
Sie bringen den Spendenbetrag ja jeweils persönlich nach Bern zur Geschäftsstelle der Stiftung Cerebral. Warum das?
Früher schickten wir das Geld jeweils per Post. Da es sich aber wirklich um einen ansehnlichen Betrag handelt, wurde uns das irgendwann zu riskant. Seither schauen ich und mein Mann jeweils in den Wochen nach dem Markt direkt bei der Stiftung Cerebral in Bern vorbei und bringen die Spende mit. Inzwischen kennt man uns auf der Geschäftsstelle und wir werden jedes Mal sehr herzlich und voller Dankbarkeit empfangen. Von daher ist es gleich doppelt schön, das Lismi-Geld persönlich vorbeizubringen: Wir sehen direkt, wie unsere Unterstützung ankommt und dieses gute Gefühl nehmen wir anschliessend gerne zurück nach Hause und ins Lismerchränzli.